Ein Rundgang durch die Open-Air-Ausstellung in der Gedenkstätte für die Opfer der Euthanasie-Morde in Brandenburg an der Havel

Die von Frau Dr. Irina Rebrova kuratierte und vom Deutsch-Russischen Museum Berlin-Karlshorst zur Verfügung gestellte Freiluft-Ausstellung „Vergesst uns nicht“ wurde auf dem Freigelände vor der Gedenkstätte für die Opfer der Euthanasie-Morde in Brandenburg an der Havel am 1. September 2021 eröffnet. Im Rahmen der jährlich stattfindenden Gedenkfeier zum Jahrestag des Überfalls der deutschen Armee auf Polen 1939 sowie des sogenannten „Gnadentod“-Erlasses von Adolf Hitler mit Datum des 1. September 1939 sprach Frau Rebrova über die Hintergründe der Entstehung der Ausstellung.

In einer anschließenden ersten Kuratorinnen-Führung erläuterte Frau Rebrova dem zahlreichen Publikum, wie die deutschen Besatzer im Nordkaukasus in den Jahren 1942 und 1943 nach sogenannten „rassenhygienischen“ Kriterien rund 1700 Menschen aus medizinischen Einrichtungen ermordeten.

Am selben Abend diskutierte die Kuratorin bei einer Abendveranstaltung auf Einladung der Gedenkstätte u.a. mit dem Direktor des Deutsch-Russischen Museums Berlin-Karlshorst, Dr. Jörg Morré, sowie der Leiterin der Gedenkstätte, Dr. Sylvia de Pasquale über die deutschen Verbrechen, erinnerungskulturelle Aspekte und zukünftige Forschungsaufgaben.

Die Ausstellung stand der Öffentlichkeit bis zum 14. November für Besichtigungen zur Verfügung. Beobachtet werden konnte, dass viele Besuchende der Dauerausstellung dieses zusätzliche Angebot wahrnahmen. Auch im Rahmen von organisierten Führungen und Studientagen der Gedenkstätte fand das Thema Anklang, zeigte es doch erschreckende Kontinuitäten zwischen den im Deutschen Reich verübten Euthanasie-Verbrechen und denen im Nordkaukasus. Auch außerhalb der Öffnungszeiten fanden Besuchende den Weg zur Ausstellung fanden und informierten sich aufmerksam .

Frau Rebrova hat schließlich mehrere weitere Kuratorinnen-Führungen angeboten: Es kamen Kolleginnen und Kollegen des Berliner Zentrums für Antisemitismus-Forschung, des Vereins Kontakty sowie Brandenburger Guides mit Lernschwierigkeiten, die seit 2017 in der Gedenkstätte mit Besuchsgruppen arbeiten.

Abschließend stand die Ausstellung Mitte November den aus ganz Deutschland angereisten Teilnehmenden der dreitägigen Tagung des renommierten Arbeitskreises zur Erforschung der nationalsozialistischen „Euthanasie“ und Zwangssterilisation zur Besichtigung zur Verfügung. Auch hier bot die Kuratorin eine Führung für Teilnehmende der Tagung an.

Die Ausstellung hatte für die Gedenkstätte für die Opfer der Euthanasie-Morde eine besondere Bedeutung, bot doch erstmals eine Freiluftausstellung an der Gedenkstäte sowohl Fachpublikum als auch interessierten Laien neue Perspektiven: Deutlich wurden den Besuchenden die weitläufigen Dimensionen der deutschen Euthanasie-Verbrechen zunächst im Inland, später auch im besetzen Ausland.

Christian Marx, Pädagogischer Mitarbeiter Gedenkstätte Opfer Euthanasie-Morde

Fotorechte: Gedenkstätte Opfer Euthanasie-Morde

Mehr Information:

Ausstellung in Brandenburg an der Havel über Opfer der deutschen Euthanasie im Nordkaukasus, in: Märkische Allgemeine, 23. August, 2021;

Krieg und «Rassenhygiene»: Der deutsche Überfall auf die Sowjetunion 1941 und die vergessenen Opfer. Ein Podiumsgespräch der Gedenkstätte für die Opfer der Euthanasie-Morde Brandenburg an der Havel, 1. September, 2021;

Grausame «Aktion T4»: Gedenken an die Opfer der Euthanasiemorde / Eröffnung der Ausstellung „Vergesst uns nicht“, in: Meeting Point Brandenburg, 1. September, 2021.